Teil 3: Misstrauen als Motor der Bürokratisierung – Wenn Strukturen Vertrauen ersetzen

Mißtrauen ersetzt Vertrauen

Von Matthias Körnich

Vertrauen ist schnell. Bürokratie ist langsam. Und manchmal ist genau das gewollt.

In Organisationen, die sich verändern wollen, aber nicht wissen, ob sie ihren eigenen Kompetenzen trauen können, entsteht oft ein reflexartiger Strukturaufbau: neue Gremien, mehrstufige Freigaben, externe Gutachten. Was wie Sorgfalt aussieht, ist oft Ausdruck von Misstrauen – gegenüber den Menschen, den Prozessen oder der eigenen Entscheidungsfähigkeit.


Was passiert, wenn Vertrauen fehlt?

Wenn nicht klar ist, ob die richtigen Personen entscheiden – oder ob man es ihnen zutraut – wird Verantwortung verlagert statt übernommen. Entscheidungen werden abgesichert, delegiert oder vertagt. Das erzeugt eine Kultur der Kontrolle, nicht der Verantwortung.


Typische Muster von Misstrauen in Organisationen

  • Mikromanagement: Führungskräfte greifen in Details ein, weil sie den Teams nicht zutrauen, eigenständig zu entscheiden.
  • Kontrollwut: Entscheidungen müssen durch viele Ebenen – aus Angst vor Fehlern.
  • Externe Beratung als Ersatz: Statt auf internes Wissen zu vertrauen, wird regelmäßig Expertise eingekauft.
  • Verdeckte Kompetenzzweifel: Vorschläge werden gehört, aber nicht ernsthaft berücksichtigt.
  • Strukturelle Übersteuerung: Neue Rollen und Prozesse entstehen, um Unsicherheit zu kompensieren.

Misstrauen ist nicht immer laut – aber es wirkt tief.


Warum das relevant ist

Misstrauen verlangsamt nicht nur Entscheidungen – es untergräbt auch Selbstwirksamkeit, Innovationskraft und Verantwortungsbereitschaft. Es erzeugt Strukturen, die Bewegung simulieren, aber keine Entwicklung ermöglichen.


Impuls zum Weiterdenken

Hattest du schon mal Erfahrungen mit Misstrauen? – und was wäre die Alternative? Wie viel Struktur ist nötig – und wie viel Vertrauen wäre möglich?

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