Von Matthias Körnich
Verantwortung ist ein zentrales Element jeder Organisation – und gleichzeitig eines der am häufigsten verwässerten. In Veränderungsprozessen wird viel über Beteiligung gesprochen, aber selten über klare Zuständigkeit. Wer entscheidet eigentlich? Wer trägt die Folgen? Und wer bleibt im Schatten?
Ich beobachte, dass unklare Rollen und Verantwortungsdiffusion eine zentrale Ursache für Entscheidungsvermeidung sind. Wenn niemand genau weiß, wer wofür zuständig ist, wird Verantwortung zur Verhandlungssache – und Entscheidungen verlieren ihre Richtung.
Die Dynamik der Unklarheit
In komplexen Organisationen ist es verführerisch, Verantwortung „gemeinsam“ zu tragen. Doch das führt oft zu einem Nebel aus Zuständigkeiten, in dem niemand wirklich entscheidet – und alle aufeinander warten. Die Folge: Prozesse stocken, Entscheidungen werden vertagt, und Veränderung bleibt abstrakt.
Typische Muster der Verantwortungsdiffusion
- „Wir entscheiden das im Team“ – aber ohne klare Entscheidungslogik.
- Rollen sind nicht operationalisiert – Titel existieren, aber ohne definierte Verantwortung.
- Entscheidungen werden rückdelegiert – nach oben, zur Seite oder ins Gremium.
- Verantwortung wird vermieden – aus Angst vor Fehlern oder Konflikten.
Warum das relevant ist
Ohne klare Rollen entsteht Unsicherheit. Und Unsicherheit erzeugt Entscheidungsvermeidung. Wer nicht weiß, ob er entscheiden darf, entscheidet nicht. Wer nicht weiß, ob er verantwortlich ist, übernimmt keine Verantwortung. Das lähmt Organisationen – gerade in Phasen, in denen Klarheit gebraucht wird.
Impuls zum Weiterdenken
Wie klar sind die Rollen bei dir? Wer entscheidet wirklich – und wer tut nur so? Was müsste passieren, damit Verantwortung nicht verwaltet, sondern gelebt wird?

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